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Bergauf, bergab!
Im Frühjahr 2022 werden die neuen Zackewagen aufs Gleis geschoben. Dann ist auch die Zeit ihrer bisher noch einsatzfähigen Vorgänger Geschichte. Im Straßenbahnmuseum in Bad Cannstatt werden sie ihren Altersruhestand nach unendlichen Berg- und Talfahrten aussitzen, es sei denn sie werden für historische Fahrten wieder reaktiviert. Für ihre jahrelangen Verdienste möge ihnen ein besseres und längeres Leben beschieden sein, als den historischen Bussen, die den Flammen im SSB-Depot zum Opfer fielen.
Es ist schon einige Jährchen her, als die Haigstler Ulrich Luipold und Klaus Käppler mit ihrem Kumpel Hannes Münch leidenschaftlich über ihre Erlebnisse mit der Zacke in mehreren Vorträgen berichteten. Die Veranstaltungen unter dem Titel "Zicke, Zacke, Zahnradbahn" entwickelten sich zum Publikumsmagnet, viele davon waren bis auf den letzten (Steh)platz besetzt. Schade, dass das zackefreudige Trio seine Erlebnisse nicht in Buchform veröffentlichte. Der Letzte, der die Geschichte der Zacke zwischen zwei Buchdeckel presste, war Gottfried Bauer, der die Zeit von 1884 bis 1984 unter dem Titel "100 Jahre Zahnradbahn" aufarbeitete.
Viele Zacke-Passagiere erinnern sich gerne an die 60er und 70er Jahre, als der Fahrer am großen Holzrad drehte, der Schaffner die Kasse um den Hals hängen hatte und die Gäste sich den Hintern auf den harten Holzbänken plattdrückten. Richtig Spaß bereitete so manchem Fahrgast das Auf- und Abspringen kurz vor oder nach den Haltestellen. Andere trieben es etwas wilder, platzierten Pfennigstücke auf den Schienen, die unter den gelben Wagen zur Markgröße mutierten. Sehr beliebt waren auch Feuerwerkskörper, die man unter der fahrenden Zacke explodieren ließ. Richtig sauer wurde das Bordpersonal, wenn sie die Notbremse ziehen mussten, weil jugendliche Haigstler wieder üppige Steine auf die Schienen legten, um sich dann hinter den Büschen in Gleisnähe über ihren Streich zu amüsieren.
Inzwischen ist es auch schon ein paar Jährchen her, als die Stuttgarter Zeitung für ihre Reihe "Berg- und Talfahrt" Prominente zu ihrem persönlichen Bergauf und Bergab erzählen ließ. René Weller, Erwin Staudt, Axel Schulz und einige mehr plauderten zwischen Marienplatz und Endstation Degerloch über die Hochs und Tiefs ihrer Karriere. Im Juli 2013 wurde die Zacke zum rollenden Hörfunkstudio, als Heino - ja, der mit der schwarzbraunen Haselnuss - auf Einladung von SWR 4 in der Liststraße zustieg und mit Moderator Jörg Assenauer über seine "Höhepunkte" plauderte. Die Jugendlichen der 60er und 70er Jahre haben sich ihr eigenes Unterhaltungsprogramm geschaffen. Sie sind auf- und abgesprungen, bergauf wie bergab - und manchmal auch auf dem Hosenboden gelandet. Aber Spaß gemacht hat es allemal - ich weiß, wovon ich rede.
So gesehen
Ihr Zack!
Ehemaliger Haigstler
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