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Der verhinderte Pfarrer
Der Mann hat das "Degerlocher Markplatzfest" erfunden, das alle zwei Jahre mit einer Portion Alpenrock der Trenkwalder vor dem Bezirksrathaus über die Bühne geht. Ein Ökumenischer Gottesdienst gehört regelmäßig zum Programm, der von Rolf Reihle (Bild, vorne) und seinem Freundeskreis Wildermieming organisierten Veranstaltung. Wenn der Fest-Chef dann auf der Bühne hinter dem Kreuz des provisorischen Altars steht, um über den weiteren Verlauf zu informieren, macht er einen richtig guten Eindruck. Eigentlich hätte er auch die Predigt halten können - wenn er doch einst dem Rat seines Vaters gefolgt wäre.
Es war vor etwa 60 Jahren als Rudolf Reihle seinem Sohn Rolf den Tipp gab, den Beruf des Pfarrers zu ergreifen, statt das elterliche Elektrofachgeschäft in der Epplestraße zu übernehmen. Reihle junior war damals 19 Jahre alt. Der Vater, der unermüdlich in seinem Betrieb ackerte, wollte seinem Jüngling mit Argumenten wie Arbeitszeit, Rente, Freizeit und Urlaub die geistliche Laufbahn schmackhaft machen. Es wurde allerdings nichts mit Pfarrer Reihle. Das war einerseits gut für Degerloch, denn der 79-Jährige hat in seinen Ehrenämtern als Chef des Gewerbe- und Handelsvereins, der Werbegemeinschaft, als Gründungshelfer des "Degerloch Journals" und des gemeinnützigen Vereins "Degerloch hilft" viel für den Stadtbezirk bewirkt. Andererseits wären die Predigten des humorvollen Degerlochers sicherlich eine Bereicherung für die früher oft sehr tristen Gottesdienste gewesen.
Die Frage nach seiner Konfession erübrigt sich, denn Reihle stellt schnell klar, dass er "als katholischer Pfarrer völlig ungeeignet gewesen wäre". Zweifel sind ausgeschlossen, wenn man den lebenslustigen zweifachen Vater, der in der Michaelskirche konfirmiert wurde, näher kennt. Dort agierte von 1945 bis 1955 Pfarrer Martin Haug, der es auf 13 Kinder brachte. "Das hätte ich in meinem Beruf zeitlich nicht geschafft. Also hatte mein Vater recht mit seinen Argumenten für eine geistliche Laufbahn", sagt der Chef von Elektro Reihle. Das nächste Marktplatzfest kommt bestimmt - dann könnte der verhinderte Pfarrer mit einer Predigt im Ökumenischen Gottesdienst seine Eignung für diesen Beruf unter Beweis stellen. Eine Bereicherung für's Festprogramm wär's allemal.
So gesehen
Ihr Zack!
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