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Kein nettes Angebot
Wieder einmal kommt ein Projekt ins Gespräch, dass vor 17 Jahren in Aalen seinen Anfang nahm - die "Nette Toilette". Aufgrund des allgemeinen Mangels an öffentlichen WCs stellen inzwischen Einzelhändler und Gastronomen in über 200 Städten und Gemeinden ihre Toiletten kostenlos zur öffentlichen Nutzung bereit, wofür sie von diesen entschädigt werden. Auf Antrag der SPD und SÖS im Stuttgarter Gemeinderat haben sich drei Stuttgarter Stadtbezirke für ein Modellprojekt angemeldet, das Aufschluss darüber geben soll, ob das Projekt auch in Stuttgart praktikabel ist.
Ob es einen Modellversuch braucht, um zu ermitteln, was in über 200 deutschen Städten ebenso funktioniert wie in der Schweiz und in Frankreich, lassen wir mal dahingestellt. Vielleicht besteht aber einfach nur reichlich Misstrauen gegenüber den Stuttgartern, was Hilfe betrifft bei einem menschlichen Grundbedürfniss.
Mit den drei öffentlichen Toiletten in Degerloch ist kein Staat zu machen. Am Fernsehturm-Kiosk (Bild) verkehrt die Schwulen- und Stricher-Szene. Deshalb antwortet Kiosk-Betreiber Reinhard Pietsch auf die Frage, ob man das WC benutzen kann, immer: "Wenn koiner dren isch." Das Rathaus-WC ist nur zugänglich zu dessen eingeschränkten Öffnungs-Zeiten, folglich bleibt nur noch die Möglichkeit am Bus-Bahnhof. Kein nettes Angebot für einen Stadtbezirk mit 16 500 Einwohnern und reichlich Pendlern.
Man darf gespannt sein, wie die Stadt Stuttgart mit der Problematik zukünftig umgeht und ob sie das Modellprojekt weiterentwickelt. Andererseits hängt natürlich alles von den örtlichen Einzelhändlern und Gastronomen ab, wohl wissend, dass für viele eine Teilnahme aus räumlichen Gründen nicht möglich ist. Wenn es auf weite Sicht wenigstens drei oder vier Anbieter der "Netten Toilette" im Ortszentrum von Degerloch geben würde, wäre im Stadtbezirk schon viel gewonnen. Und wenn nicht? Dann müssen die Grünflächen am Albplatz, am Agnes-Kneher-Platz sowie neben dem Kinder- und Jugendhaus Helene P weiterhin als öffentliche Toilette herhalten. Aber nett ist das ganz und gar nicht.
So gesehen
Ihr Zack!
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