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Bürgerprojekt gefährdet
Es war das Jahr 2002 als der "Förderverein Degerloch Solar" für die Errichtung einer Solaranlage auf dem Dach der Filderschule mit der Ehrenplakette der Stadt Stuttgart ausgezeichnet wurde. Die Stadt unterstützte das gemeinnützige Bürgerprojekt zu dieser Zeit durch vorbereitende Sanierung der Dächer und Übernahme einer Ausfallsbürgschaft, Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (Bild bei der Einweihung) und Nachhaltigkeitsvordenker Ernst-Ulrich von Weizsäcker übernahmen die Schirmherrschaft. So viel zu anno dazumal.
Nun ist die Hiobsbotschaft eingetroffen, dass die Anlage, die inzwischen 600 000 kw emissionsfreien Strom produziert hat, Mitte November abgebaut werden soll. Eine verständliche Begründung und Klärung der Angelegenheit hat das Schulverwaltungsamt, das bisher jegliche Kommunikation mit den Initiatoren verweigerte, bis heute nicht geliefert. Von der Filderschule war dagegen zu hören, dass der Abbau mit einer weiteren Sanierung des Daches begründet wurde.
Zwei Dinge belasteten das innovative Vorhaben von Anfang an: Es wurde zu 90 Prozent mit Krediten finanziert, für das die 20-jährige Laufzeit die Sicherheit bildete. Außerdem kam der "Förderverein Degerloch Solar" nicht mehr in den Genuss eines zinslosen Kredits der Kreditanstalt für Wiederaufbau, was in der damaligen Hochzinszeit zusätzliche Belastungen bedeutete. Konkret heißt das, dass den Verein auch nach 16-jähriger Laufzeit noch Schulden drücken, die aber bei regelmäßigem und vereinbartem Betrieb bis 2021 finanziert würden. Dass er unter den derzeitigen Umständen ruiniert wäre, die Schulden aber bei der Stadt hängen bleiben, war dem Schulverwaltungsamt wohl nicht ganz bewusst, als es den Vertrag "aus wichtigem Grund" kündigte.
Mehrere Versuche von Vereinsvorstand Stefan Clarenbach mit dem Schulverwaltungsamt ins Gespräch zu kommen, scheiterten bisher ebenso wie das Eingreifen des Degerlocher Rechtsanwalts Klaus Albert Maier. Letzte Hoffnungen, die Anlage bis zum Abschluss der vertraglichen Vereinbarungen in Betrieb zu halten und somit einen Schuldenberg zu verhindern, liegen jetzt bei Oberbürgermeister Fritz Kuhn, der von Clarenbach um Vermittlung mit dem Schulverwaltungsamt gebeten wurde. Bleibt nur zu hoffen, dass er dem gemeinnützigen Bürgerprojekt nicht auch die kalte Schulter zeigt. Denn das wäre ein herber Schlag für das von der Stadt stets gelobte Ehrenamt.
So gesehen
Ihr Zack!
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