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Das dunkle Kapitel der Kickers-Geschichte
Aus diesem Grund besuchte die Journalistin und Politikerin kürzlich die Geschäftsstelle der Stuttgarter Kickers. In Begleitung von WFV-Präsident Herbert Rösch traf sie Kickers-Präsident Rainer Lorz zu einem intensiven Austausch. Dabei war vor allen Dingen die zweite Amtszeit ihres Vaters von 1932 bis 1933 von großem Interesse.
Die süddeutschen Spitzenvereine unterzeichneten am 9. April 1933 eine Erklärung, wonach sie sich zum Ausschluss von Juden und Marxisten verpflichteten. Auch die Stuttgarter Kickers mussten ihre jüdischen Wurzeln verleugnen und haben diese Erklärung unterzeichnet, in deren Umsetzung der jüdische Trainer Fritz Kerr durch den ehemaligen Nationalspieler Adolf Höschle ersetzt wurde. Ein dunkles Kapitel in der langen Historie der Kickers, welches – so ein Ergebnis des intensiven Gesprächs – weiter aufgearbeitet werden
soll.
Fü,r Fritz Kerr blieb seinerzeit nur die Flucht aus Deutschland, und er heuerte als Trainer in der Schweiz beim FC Aarau an. Dennoch kam er nach dem Krieg wieder nach Degerloch zurück und führte die Delegation der Kickers bei der Amerika-Tournee im Mai 1952 an. Zum ersten Mal arbeitete Kerr von 1927 bis 1929 als Trainer in Degerloch. Im Jahr 1928 wurden die Kickers württembergischer Meister und landeten bei der Endrunde auf Platz fünf. Neben seinen fußballerischen Kenntnissen war Kerr damals laut seines Arbeitsvertrages auch als „Zeugwart” und „Physiotherapeut” gefordert.
Insgesamt mehr als zwei Stunden dauerten die Gespräche, an denen neben Lorz auch die Kickers-Präsidiumsmitglieder Niko Kleinmann und Frieder Kummer sowie vom TSV Makkabi Stuttgart das Vorstandsmitglied Ischo Rosenberg teilnahm. Von Seiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) begleitete Eberhard Schulz das harmonische Treffen, das mit einem gemeinsamen Mittagessen im Fässle beendet wurde.