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Vertrauen in die Wissenschaft
In einer Mail an unsere Redaktion nimmt der Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann (Bild), der den Wahlkreis vertritt, zu dem Degerloch gehört, Stellung zur Corona-Krise.
1. Die derzeitigen Einschnitte - auch in unsere Grundrechte - sind weitreichend. Unsere Maßnahmen sind aber (auch im europäischen Vergleich) keineswegs besonders hart - und sie werden derzeit schrittweise behutsam gelockert. Unser oberstes Ziel ist, die Gesundheit der Menschen als höchstes Gut zu schützen und einen unkontrollierten Anstieg der Infektionen zu vermeiden. Dies war bisher Konsens. Allerdings spüren wir alle, dass dieser Konsens langsam bröckelt. Und dennoch bleibt der Kurs der Bundesregierung richtig. Es braucht nun ein Konzept, den Gesundheitsschutz mit dem berechtigten Wunsch der Gesellschaft (Unternehmen, Familien, Kirchen etc.) nach Lockerungen in Einklang zu bringen.
2. Als Wissenschaftspolitiker macht es mir Sorge, dass zunehmend die Integrität und Kompetenz unserer Wissenschaftler angezweifelt wird - von selbst ernannten Experten, die nicht selten auch Verschwörungstheorien und wissenschaftlichen Halbwahrheiten anhängen. Wir sind in den ersten Monaten der Pandemie wesentlich besser als die meisten anderen Länder damit gefahren, dass wir uns auf den bedachten Rat unserer international anerkannten Virologen, Epidemiologen usw. verlassen haben. Dieses Grundverständnis von einer Wissenschaft als lernendem, interdisziplinär arbeitendem System, das zuweilen auch sich widersprechende wissenschaftliche Ansichten aushalten muss, sollten wir nicht infrage stellen. Unsere Wissenschaftler haben unser Vertrauen verdient. Kaum irgendwo klappt das Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und (föderaler) Verwaltung so gut wie hier in Deutschland.
3. Als Forschungspolitiker geht es mir vor allem darum, die Entwicklung eines Impfstoffes und entsprechender Medikamente gegen das Virus mit aller Macht voranzutreiben. Ich bin dankbar, dass die ganze Welt gemeinsam an einer Lösung arbeitet und dass sämtliche Forschungsergebnisse öffentlich sind und geteilt werden. Weltweit laufen mit riesigem finanziellem Aufwand über 100 Impfstoffprojekte. Es gibt auch erste hoffnungsvolle Signale im Kampf gegen das Virus. So wünsche ich uns allen Zuversicht und die Kraft, diese Krise nicht nur als Bewährungsprobe zu sehen, sondern auch als Chance: als Hilfe zur Entschleunigung, als Schub für die Digitalisierung, als Katalysator für Solidarität.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Stefan Kaufmann (MdB)
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