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Top Eintopf
Man darf nicht davon ausgehen, dass jeder weiß, was eine "Verheierte" ist. Dieser Begriff steht im Badischen für Verheiratete. Gegessen werden Verheierte auch - zum Beispiel im Gaisburger Marsch. Das schwäbische Eintopfgericht kommt verstärkt in der kalten Jahreszeit zum Einsatz, so zum Beispiel auch immer wieder im Vereinslokal SV Hoffeld. Die Qualität des Mischgerichtes aus der Küche von Petra Stuber mit Verheierte, nämlich Kartoffelschnitz und Spätzle, Ochsenfleisch und gebratenen Zwiebeln in einer Fleischbrühe hat sich herumgesprochen - und mich neugierig gemacht.
Ich nehme an der Theke Platz, um das zu genießen, was früher als Arme-Leute-Essen galt. Neben mir sitzt bereits Dieter O. Schmid, der als ehemals erfolgreicher Geschäftsmann nicht unbedingt dieser Zielgruppe zuzuordnen ist. Das Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins "Degerloch hilft" kommt immer nach der Senioren-Gymnastik im Jogging-Anzug ins Hoffeld, um seinen abgesunkenen Energiespeicher wieder aufzufüllen. Genüsslich löffeln wir fast synchron den Riesentopf leer, den uns Petra Stuber jeweils serviert hat. Normalerweise könnte man mit der Portion für 9,80 Euro eine Kleinfamilie satt bekommen, aber der Schmid schafft das locker alleine und meine Wenigkeit kann da ganz gut mithalten. "Soll ich noch etwas nachfüllen?", fragt die Hausherrin und schöpft schneller nach, als ich antworten kann. Herr Schmid regt sich nicht, sein After-Sport-Hunger scheint gestillt, der Energiespeicher wieder aufgepeppt.
Mein Gaisburger-Marsch-Kollege und ich sind uns einig, dass die Qualität des Suppengerichtes aus der Hoffeld-Küche eine besondere ist. "Hast du das im Schnell-Kochtopf gemacht?" frage ich etwas laienmäßig. "Nein, ich weiß gar nicht, was das ist. Einfach fünf Stunden vor sich hinköcheln lassen", antwortet Petra Stuber ohne sich weiter in die Karten schauen zu lassen. Okay, mach ich meinen Gaisburger Marsch halt nicht selbst und geh wieder ins Hoffeld. Herr Schmid wird vermutlich auch wieder da sein. Im Jogging-Anzug und mit abgesunkenem Energiespeicher.
So gesehen
Ihr Zack!
Kommentare
Kommentar von Robert Patton |
Zu dem Beitrag "Top Eintopf" - vom 30.11.2018
"Verheiert" ist im Schwäbischen und zwar im Raum LB und HN ein sehr gängiger Begriff für "veheiratet". Ach, isch die jetzt verheiert, sagt man über eine frisch verheiratete (meist) junge Frau. Man(n) muss also überhaupt nicht über den Rubikon nach Baden gehen um ein urschwäbisches (Stuttgarter) Gericht zu beschreiben und hochleben zu lassen. A bissle meh schwäbisches Heimat- und Sprachkundewissen täte es da auch, gell Herr Zack oder wie auch immer.
Robert Patton
(i ben au verheiert)
Anmerkung der Redaktion: Es gibt Menschen, die schauen über LB und HN hinaus, manchmal sogar bis ins Badische. Dort steht "Verheierte" für Verheiratete. Im Text ist übrigens auch von einem Schwäbischen Gericht die Rede. Sprachkundewissen ist ein Sache, nicht über den Tellerrand blicken eine andere.
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