Blickpunkt
von Felix Reiser
Top-Manager im Top-Gebiet
Viele Prominente wohnen und wohnten auf der Waldau. Eines der teuersten Stuttgarter Wohngebiete bietet Ruhe, Wald- und Stadtnähe. Das schätzten auch mehrere Daimler-Vorstände.Die Waldau ist und war schon immer eine Daimler-Enklave. Und mit Ola Källenius (Bild), der Ende Mai das Daimler-Zepter von Dieter Zetsche übernimmt, gibt es jetzt auch wieder einen Vorstandsvorsitzenden in Degerlochs priviligiertestem Wohngebiet. Im Gegensatz zu manchen seiner Kollegen und Amtsvorgängern lebt der aus Västervik in Schweden stammende Top-Manager allerdings nicht mittendrin, sondern am Rande der Waldau. Sein direkter Vorgänger wohnt am Frauenkopf, kennt aber die Degerlocher Gastronomie nach häufigeren Besuchen im "Fässle", dem früheren "Holzkrug" und der "Besenwirtschaft bei dr Elsbeth" ziemlich gut.
Mit Fritz Koenecke begann einst die Waldau-Ära der Daimler-Top-Manager. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende übte sein oberstes Konzernamt von 1953 bis 1960 aus. Er wohnte im Erlenweg und stand den Degerlocher Geschäftsleuten stets mit guten Ratschlägen zur Seite. Nach dem Unfalltod seines Sohnes zog er sich aus dem Automobilkonzern zurück. Nachfolger von Joachim Zahn als oberster Daimler-Chef war Gerhard Prinz, der bis 1983 im Amt war und vier Jahre nach seinem Ausscheiden im Alter von 54 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Er war in der Waldstraße zu Hause und pflegte private und geschäftliche Kontakte zur Degerlocher Bauunternehmer-Familie Epple.
Helmut Werner, der am Waldesrand der Waldau wohnte und 1997 als Vorstandschef der Mercedes-Benz AG ausgeschieden ist, erfreute sich vor allem an der frischen Höhenluft unseres Stadtbezirkes, aber auch an örtlichen Geschäften und Restaurants. Außerdem referierte der begeisterte Jogger und Radfahrer vor Degerlocher Gewerbetreibenden über globale wirtschaftliche Zusammenhänge. Der gebürtige Kölner verstarb im Februar 2004 im Alter von nur 67 Jahren an den Folgen der Legionärskrankheit.
Im Silberpappelweg, ganz in der Nähe von Helmut Werner, wohnte Gerhard Liener. Der Finanzvorstand erfuhr 1994 aus dem "Spiegel" von seiner bevorstehenden vorzeitigen Entlassung. Im folgenden Jahr nahm sich der promovierte Volkswirt in seiner Wohnung am Tegernsee aufgrund privater und finanzieller Problemen das Leben.
Personalvorstand Heiner Tropitzsch, der heute noch in Degerlochs renommiertestem Wohngebiet lebt, hat 1999 das Unternehmen verlassen. Er war lange Zeit der "letzte Mohikaner" der Daimler-Dynastie auf der Waldau, nachdem Eckhard Cordes, der im Silberpappel-Weg wohnte, Degerloch den Rücken kehrte. Der Mercedes-Chef bat den Aufsichtsrat im Jahr 2005 um die Auflösung seines Vertrages, nachdem ihm Dieter Zetsche als neue Nummer Eins bei Daimler vorgezogen wurde.
Nach zehnjähriger Tätigkeit musste Jürgen Schrempp, der auf Edzard Reuter aus dem Schönberg folgte und sein Amt an Dieter Zetsche übergab, Ende 2005 seinen Stuhl als Vorstandsvorsitzender räumen. Der wortgewaltige Daimler-Chef wohnte in der Felix-Dahn-Straße (Bild) und zeigte sich sonntags öfters mit dem Kinderwagen auf der Epplestraße. Außerdem genoss er ganz in der Nähe seiner Villa laue Sommerabende im Biergarten beim "Griechen im Grünen". Sein Domizil in der Felix-Dahn-Straße hat er 2003 zugunsten einer Jugendstilvilla in München verlassen. Aber eine Daimler-Enklave ist die Waldau trotzdem geblieben.
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