Blickpunkt
von Stephan Hutt
Degerlochs Weinköniginnen
Ihre große Zeit als Weinkönigin liegt schon länger zurück. Aber die Erinnerungen sind bei den Degerlocherinnen Rita Ostholt und Martha Knobloch noch ganz nah.Rita Ostholt sitzt in ihrer Degerlocher Weinhandlung und blättert in einem Fotoalbum. Das Werk ist gespickt mit Presseausschnitten und Fotos aus ihrer Zeit als Weinkönigin von Württemberg. Es war das Jahr 1978 als sich die Winzerin im Alter von 19 Jahren zur Wahl als Repräsentantin der schwäbischen Weinbaubranche stellte. Der Wettbewerb ist ausgeschrieben vom Weinbauverband Württemberg, aber das Prozedere ist kein Selbstläufer - wer gekrönt werden will, muss etwas vorweisen.
"Die Wahl findet im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung statt mit einer Jury aus Fachleuten und Journalisten, der sich die Bewerberinnen präsentieren müssen", blickt Rita Ostholt zurück. Eine ansprechende Optik ist dabei genauso wichtig wie rhetorische Fähigkeiten und fachliche Kompetenz. Und den Bund der Ehe darf eine zukünftige Weinkönigin auch noch nicht geschlossen haben. Nachdem die junge Winzerin die Wahl gewonnen hatte, war klar, dass sie diesem Anforderungsprofil entsprach. Aber der Stress ging danach erst richtig los.
Hauptaufgabe der Württembergischen Weinkönigin ist, das regionale Weinbaugebiet für das sie gewählt wurde, optimal zu repräsentieren. "Dazu gehören jede Menge Auftritte an Wochenenden bei Weinproben, Auszeichnungen von Winzern, Weinfesten und Messen", sagt Rita Ostholt, die selbst auf der Grünen Woche in Berlin präsent war. Aber mit der Anwesenheit allein ist es nicht getan. "Eine Weinkönigin muss kommunizieren, Reden halten und Fototermine absolvieren", erwähnt die Inhaberin der Weinhandlung Ostholt in der Schöttlestraße, die früher einmal "Gallier" hieß und die sie seit dem Jahr 2009 führt.
Die repräsentative Tätigkeit der Weinkönigin ist ein Ehrenamt mit über 200 Terminen pro Jahr. Man ist viel unterwegs, das weiß auch Nina Hirsch. "Ich kenne Württemberg inzwischen besser als jede andere", bemerkt die aktuelle Weinkönigin. Ihre Termine absolviert sie in einem Dienstwagen BMW 114i. Davon konnte Rita Ostholt einst nur träumen. Aber Spaß gemacht hat's trotzdem - daraus macht sie keinen Hehl.
Martha Knobloch
Spaß gemacht hat es auch einer anderen Degerlocher Weinkönigin. Sie wurde 1950 gekürt und war die erste Würdenträgerin des Weinbauverbandes Württemberg. "Das waren noch andere Zeiten, das Amt war nichts Großes, da musste man nicht viel machen. Als die Wahl ausgeschrieben war, hieß es, da sollten sich auch einige aus Degerloch bewerben", erinnert sich Martha Knobloch, die damals noch Gohl hieß.
Neben der attraktiven Degerlocherin stellten sich noch drei andere hübsche Mädels aus der unmittelbaren Nachbarschaft zur Wahl in der Schwäbischen Weinstube am Killesberg: Lore Raff, Elisabeth Lutscher und Margarete Gohl, die Mutter der Schreiner-Wais-Zwillinge. Aber keine der insgesamt zehn Konkurrentinnen hatte eine Chance gegen die Wengertertochter aus Degerloch.
Highlight der Tätigkeit von Martha Gohl in Amt und Würden war die Teilnahme an der Wahl zur Deutschen Weinkönigin in Neustadt an der Weinstraße. "Ansonsten musste ich lediglich an einigen Trachtenfesten, Weinproben und Festumzügen teilnehmen", erinnert sich die 79-Jährige, die dieses Jahr noch einen runden Geburtstag feiert. Die Zeiten haben sich geändert - auch für die Württembergischen Weinköniginnen. Rita Ostholt kann das bestätigen.
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