Blickpunkt
von Stephan Hutt
Der Schildbürger
Schwaben neigen ja gerne dazu, Freunden, Kollegen, Nachbarn oder anderen einen Spitznamen zu verpassen. Der längst verstorbene Landwirt Raff ging als "Mondscheinbauer" in die örtliche Geschichte ein, weil er nachts mit dem Traktor seine Felder pflügte. Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold wird im Volksmund von vielen "Königin" genannt und Bruno Hermle, Pächter der Pilsstube Ritter, geht als "Ritter Bruno" in die Degerlocher Gastro-Geschichte ein.
Neuerdings hat Degerloch auch (s)einen "Schildbürger". Immer wenn Peter Wünsch, Inhaber von Sport Katzmaier, knallrot wie ein Gummiboot anläuft, weiß man, dass er etwas im Schilde führt. Bei den Sitzungen der örtlichen Werbegemeinschaft kommt das regelmäßig vor. Dann wettert der Geschäftsmann wieder über fehlende Parkplätze im Stadtbezirk und eine bessere Beschilderung des Parkhauses Ecke Rubens- und Epplestraße. Denn das ist angeblich wegen seines Schildes nicht genügend ausgelastet.
Dieses eine Schild, das auf das Parkhaus hinweist, geht dem Wünsch seit Jahren gehörig gegen den Strich. Zu klein, zu tief angebracht, schlechte Schrift, und leuchten tut dieses verdammte Ding auch nicht. Und weil sich diesbezüglich nichts ändert, wird sich der "Schildbürger" von Degerloch weiterhin mehr über diesen Schildbürgerstreich aufregen als seine Kunden, die mal wieder keinen Parkplatz gefunden haben.
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