Blickpunkt
von Felix Reiser
Reichlich Ortsgeschichte
Nicht ganz wie geplant, aber immerhin noch rechtzeitig vor Weihnachten, erscheint das Buch "Der Alte Friedhof Degerloch". Verfasst hat es Günther Kurz von der Geschichtswerkstatt.Ruhig geht es am "Alten Friedhof Degerloch" an der Jahnstraße nicht gerade zu. Was den Verkehrslärm betrifft sind Waldfriedhof, Dornhaldenfriedhof und selbst der "Neue Friedhof Degerloch" geradezu eine Idylle. Wobei letzterer auf Möhringer Gemarkung liegt und somit für eingefleischte Degerlocher als letzte Ruhestätte eher weniger in Frage kommt. Über den Friedhof am Rande unseres Stadtbezirkes hätte der historisch bewanderte Autor Günther Kurz auch kein Buch verfasst - er hat sich dem "Alten Friedhof Degerloch" gewidmet.
Wie es bei historisch geprägten Büchern so ist, vor allem wenn sie sorgsam recherchiert und mit viel Liebe gemacht werden, muss der Erscheinungstermin oft verschoben werden. So auch bei dem vom Bezirksbeirat finanziell unterstützten Werk "Der Alte Friedhof Degerloch". Verschiebung hin oder her, das Ende ist meistens hektisch, weil man das und jenes noch reinpacken will, aber die Belege dafür noch fehlen. "Wir sind gerade beim Korrekturlesen der Chronik des Alten Friedhofs. Es fehlt ein Zitat zu der Arthur Knödler-Anekdote 'd'Schwadron', der Text war im Degerloch Journal, Jahrgang 2012 abgedruckt. Kannst du mir bitte auf die Blitzesschnelle den Artikel über Knödler schicken?" lautete die Anfrage von Buchautor Kurz an den Verfasser dieses Beitrages in der Endphase der Buchproduktion. Der Verfasser konnte und "der gestresste Günther", der als Prof. Dr. Günther Kurz a. D. an der Hochschule in Esslingen "Physik für Ingenieure" lehrte, bedankte sich bereits im Voraus. Und um es nicht zu vergessen: Arthur Knödler war ein bekannter Degerlocher Arzt, nach dem eine Straße ganz in der Nähe des "Alten Friedhofs Degerloch" benannt ist.
Aber kommen wir von den Begleiterscheinungen einer Buchproduktion, die in diesen Tagen in der Degerlocher Druckerei Scheufele abgeschlossen wird und am 18. Dezember erscheint, zu dem Inhalt des 92 Seiten starken Werkes. Der "Alte Friedhof Degerloch" wurde im Jahr 1868, und somit 40 Jahre vor der Eingemeindung Degerlochs, für Bestattungen eröffnet. Er verfügt heute über eine Kapazität von ungefähr 1100 Grabstellen und zählt somit zu einem der kleinsten Friedhöfe Stuttgarts. Das von Günther Kurz von der Geschichtswerkstatt sorgsam recherchierte Buch behandelt die Historie der Ruhestätte und verknüpft dessen Baugeschichte mit Lebensbildern von hier beerdigten Degerlochern aus dem 19. und 20. Jahrhundert.
Mit seinen vielen Abbildungen ist es eine Fundgrube für alle ortsgeschichtlich orientierten LeserInnen und dazu natürlich ein ideales Weihnachtsgeschenk. "Im ersten Teil der Chronik wird anhand alter Unterlagen die Entwicklung vom mittelalterlichen Friedhof hin zum sorgfältig geplanten Begräbnisplatz am Ortsrand dargestellt. Der zweite Teil widmet sich den Lebensgeschichten einiger dort bestatteter Persönlichkeiten", bringt Kurz den Inhalt auf den Punkt. Es begegnen einem sowohl Angehörige der uralten Degerlocher Wengerter- und Bauernfamilien, als auch Bürgermeister, Ärzte, Bankiers, Architekten, Pfarrer wie Friedrich Keidel oder Fabrikbesitzer wie Textilunternehmer Wilhelm Bleyle. Auch Künstler wie der Maler Eugen Kucher haben auf dem "Alten Friedhof Degerloch" ihre letzte Ruhestätte gefunden. Der zweite Teil beschreibt die oft schwierigen Lebensumstände früherer Generationen sehr anschaulich. Aber lesen Sie selbst, liebe DegerlocherInnen, ich kann Ihnen versprechen - es lohnt sich!
Der Alte Friedhof Degerloch
Eine Chronik von Günther Kurz
Hardcover, 92 Seiten, Preis 14,80 Euro
Erhältlich ab 18.12. bei:
Buchhandlung A. Müller, Degerloch
Antiquariat Heinzelmann (Postversand + 3 Euro)
Tel: 0711 7651382 oder heinzelmannbuch@t-online.de
Kommentare
Einen Kommentar schreiben