Blickpunkt
von Guido Dobbratz
Eis hält Senior jung
Er bringt auf der Waldau kleinen Kindern die Eislauftechnik bei und dürfte der älteste Eislauflehrer in Deutschland sein - der 79-jährige Günter Tyroler.Seit mehr als 40 Jahren ist der gebürtige Bayer in Stuttgart tätig, aber er kann vom Eiskunstlaufen nicht genug bekommen. "Ich habe eben nichts anderes als das Eiskunstlaufen gelernt und deshalb stehe ich noch immer auf Schlittschuhen", schmunzelt der für sein Alter noch erstaunlich bewegliche Günter Tyroler. Mit seiner Eislaufschule bringt er besonders in den Ferien, aber auch über die Woche verteilt, Anfängern wie Fortgeschrittenen das Eislaufen bei, betätigt sich bei den Damen als einfühlsamer Tänzer und achtet auf jedes Detail.
Nach Aufenthalten in Arosa und Mannheim ist er vor mehr als 40 Jahren auf Empfehlung des ehemaligen Bundestrainers Erich Zeller in die Schwabenmetropole gezogen und unterrichtete hier neben den schon länger verstorbenen Kolleginnen Else Dobbratz und Helene Beck mit viel Akribie. "Als einziger Trainer habe ich heute noch einen Vertrag mit der Stadt und kann dadurch geschützt vom öffentlichen Lauf die Kinder hinter dem Seil auf einer Absperrfläche anleiten."
Schon früh hatte der Münchner im Eiskunstlaufen auf sich aufmerksam gemacht. Hinter damals berühmten Größen wie Manfred Schnelldorfer und Hans-Jürgen Bäumler wurde er Dritter der Bayerischen Meisterschaften. Nach der Karriere wechselte er bald zur Eis-Show, sprang akrobatisch über brennende Reifen und aufgestellte Autos, tourte durch ganz Europa und trat auch in Teheran beim Schah auf. "Das war im dortigen Eispalast etwas ganz Besonderes und die Zuschauer tobten vor Begeisterung", erinnert sich Tyroler.
1974 kam er dann nach Stuttgart und vermittelt seither als staatlich geprüfter Lehrer das Einmaleins des Eiskunstlaufens, versucht den Anfängern zunächst die Angst vor dem Fallen und den Stürzen zu nehmen. Am Ende gibt es nach einem Test eine Prüfplakette von einem bis zu fünf Pinguinen. "Ich will einfach den Spaß und das Gefühl für das Eis vermitteln", sagt der 79-Jährige.
Wenn auf einem Bein stehend der Storch absolviert oder eine erste kleine Pirouette gedreht wird, beginnen die kleinen Erfolgserlebnisse. Übersetzen, kleine Sprünge und gekonnte Zirkel schließen sich an. Der gewiefte Lehrer bringt auch jugendlichen Eishockeyspielern das schnelle Rückwärtslaufen bei. Nach dem Motto "So lange die Füße tragen", will der Günter Tyroler weiterhin sein Hobby mit dem Beruf verbinden.
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