Blickpunkt
von Felix Reiser
Expressiver Realist
Im April und Mai findet im Degerlocher Bezirksrathaus eine ganz besondere Ausstellung statt. Jürgen Leippert wird dann neben anderen auch Degerlocher Motive präsentieren..Stuttgarts bekanntester Maler wird demnächst erstmals in einem Stadtbezirk auf der Höh' seine Bilder präsentieren. Dann schließt sich ein Kreis von besonderen Künstlern, die in einer Beziehung zu Degerloch stehen. Bereits im Alter von 18 Jahren war Jürgen Leippert so von der Malerei fasziniert, dass er nur eines wollte - schnell besser werden. In Alfred Lehmann fand der gelernte Retuscheur einen Lehrer, der selbst in engem Kontakt zu Adolf Hölzel stand, der in seinem Haus auf der Waldau Künstler unterschiedlichen Metiers versammelte. Nach Hölzel und Lehmann wird Leippert ab Donnerstag, den 14. April seine Spuren in Degerloch hinterlassen.
Was mit einem kleineren Trinkgelage eines unserer Redaktionsmitglieder in der Bohnenviertel-Kneipe "Brett" begann, endete mit der Zusage einer Ausstellung im Degerlocher Bezirksrathaus, die von Mitte April bis 25. Mai zu besichtigen sein wird. Welche Bilder Leippert, der dem expressiven Realismus zuzuordnen ist, zeigen wird, steht noch nicht definitiv fest. "Unter den 30 Öl-Exponaten sind dann etwa zehn Degerloch-Motive, die ich vor Ort noch malen werde", erwähnt der Künstler, der von sich selbst sagt, dass "er ein Leben lang gegen den Zeitgeist angemalt hat". Du darfst nur das machen, von dem du überzeugt bist, dass es das Richtige ist, lautet die Philosophie des 70-Jährigen.
Dass die Idee zu der Ausstellung ausgerechnet im Bohnenviertel entstand, passt zu Jürgen Leippert. "Das ist mein Mikrokosmos, in der Altstadt fühle ich mich wohl", bemerkt der leidenschaftliche Kneipengänger. Und so ist es keine Seltenheit, dass er auf dem Heimweg von seinem Atelier am Leonhardtsplatz immer wieder das "Brett" ansteuert, in dem früher die heute bekannte Schriftstellerin Brigitte Lewitscharoff kellnerte, die lange in Degerloch wohnte und einst mit Leippert durch die Kneipen im Städtle zog. Es ist deshalb kein Wunder, dass der gefragte Porträtmaler in seinen Werken immer wieder Millieustudien sowie Bordell- und Alkoholszenen auf der Leinwand verewigte.
Wer glaubt, Leippert wäre nur von der Stuttgarter Altstadt inspiriert, täuscht sich gewaltig. "Ich habe Großstädte wie New York, Amsterdam, Rio, Wien, Paris und Berlin geradezu inhaliert", blickt der Künstler auf seine Zeit in diesen Metropolen zurück. "Einmal noch New York, das wär's", sagte er kürzlich zu Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold, die sich darauf freut, Werke des Stuttgarter Malers im örtlichen Bezirksrathaus zu präsentieren. Und wenn die Degerloch-Motive auf Leinwand vollendet sind, dann könnte New York für Jürgen Leippert durchaus nochmal ein Thema werden.
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