Blickpunkt
von Felix Reiser
Freiwillige Helfer gesucht
Aufgrund seiner körperlichen Behinderung ist der Degerlocher Michael Fischer auf die Hilfe von Freiwilligen angewiesen. Die Pandemie hat die Suche deutlich erschwert.Manchmal verändert ein Autounfall alles. Es war das Jahr 1985, als Michael Fischer mit seinem Wohnmobil Richtung Griechenland in den Urlaub startete. Auf der Fahrt durch das ehemalige Jugoslawien passiert etwas, was das Leben des damals 26-Jährigen radikal veränderte: Ein Reisebus fuhr auf sein Wohnmobil auf. Neun Monate nach dem Beginn seiner Doktorarbeit in Regelungstechnik konnte Fischer aufgrund eines Bruchs der Halswirbelsäule weder Arme noch Hände bewegen.
"Die Schuldfrage wurde nie geklärt. Ich habe auch keinen Kostenträger für die Folgekosten meiner Behinderung", sagt der Degerlocher, dessen Leben nach dem Unfall ein anderes war. Der Bruch der Halswirbelsäule machte ihn zum Tetraplegiker. Aufgrund der Lähmung kann er weder alleine essen noch trinken und ist auf ständige Hilfe angewiesen, die seit Jahren immer schwieriger zu organisieren ist. "Durch die Abschaffung des Zivildienstes sind auch mir die freiwilligen Helfer weggebrochen", kommentiert Fischer seine aktuell schwierige Situation. Mit verschiedenen Aktionen und Posts in den Sozialen Medien versucht er seitdem Helfer zu finden. Da er auch nachts auf Unterstützung angewiesen ist, benötigt er vier oder fünf Helfer im rotierenden System.
Was bis Ende 2019 schon schwierig war, ist mittlerweile durch die Corona-Pandemie nahezu unmöglich geworden. "Es gibt keine Freiwilligen mehr", sagt Fischer. Die Gründe dafür sind vielfältig, aber auch nachvollziehbar: Junge Menschen möchten nach dem Abitur gerne zeitnah studieren, außerdem fehlt nach der langen Zeit der Pandemie-Einschränkungen oft die Motivation, im sozialen Bereich tätig zu werden. Wenn möglich ziehen AbiturientInnen eine Auslandsreise oder einen Freiwilligendienst fern der Heimat vor. Dazu kommt noch das Problem der fehlenden Anerkennung. "Obwohl ein freiwilliges Jahr gut für die individuelle Reife ist, wird es gesellschaftlich gesehen kaum anerkannt und monetär ist es auch nicht gut vergütet. Letztendlich ist aber auch der Markt an professionellen Pflegekräften, die ein Vielfaches im Vergleich zu freiwilligen Helfern kosten, seit der Corona-Pandemie so gut wie leergefegt", bemerkt der 61-Jährige.
Fischer, der im Wilhelms-Gymnasium sein Abitur absolvierte, arbeitet halbtags bei der Degerlocher Firma Kodra im Gewerbegebiet Tränke in der Software-Entwicklung. Seine Tätigkeit kann er mit Hilfe von Spracheingabe, einem speziellen Mauspad und Freisprechtelefon durchführen. Für den Stift zur Mausbewegung und für das Werkzeug zur Tastaturbedienung hat er spezielle Halterungen am Handgelenk.
Aber was bedeutet nun für ihn die aktuell schwierige Situation in Bezug auf notwendige Hilfe? Endlose Telefonate, um ehemalige Helfer für wenigstens eine Nacht zu reaktivieren. Freunde und Verwandte bitten. Im Internet Annoncen schalten. Hoffen. Und wenn alles keinen Erfolg hat? "Dann muss ich gegebenenfalls im Bett bleiben, weil ich alleine nicht in den Rollstuhl komme", sagt Fischer. Aber selbst um alleine im Bett zu bleiben, braucht er Hilfe. Nähere Informationen zu Ablauf und Konditionen für interessierte freiwillige Helfer gibt es auf Michael Fischers Website. Es lohnt sich da mal reinzuschauen.
Kontakt:
Michael Fischer
Mail: fischer.m@gmx.de
Website: freiwilligbeimicha.de
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