Blickpunkt
von Stefanie Bernhardt
Kreativ im Grünen
Mitten im Siebenmühlental betreibt Michael Huppenbauer ein Architekturbüro. Zur Politik kam der Degerlocher Bezirksbeirat eher zufällig.Leben und arbeiten im Grünen ist für viele ein Traum. Das war auch für Michael Huppenbauer einst der Fall. Szenenwechsel Siebenmühlental: Ursprünglich lebte in dem idyllisch gelegenen Gebäude in der Kochenmühle eine bunte Wohngemeinschaft aus Medizin- und Architekturstudenten. Gefunden hat Huppenbauer das Gebäude über eine Anzeige. "Damals konnte man hier auch gut Partys feiern", berichtet der Degerlocher. Aufgrund der Lage hat sich an diesem Zustand bis heute nichts geändert. Die Nachbarschaft besteht lediglich aus dem Mühlenstüble mit dem legendären Kanonenofen und einem Biergarten. Gestört wird hier niemand. Einziger Nachbar zu den Anfangszeiten war ein Bauer mit Viehwirtschaft. "Ein echtes Unikat", sagt der Architekt. Da musste man auch schon einmal in den Stall und den Kühen beim Kalben helfen.
Huppenbauers Frau, die Schauspielerin Dorothea Baltzer, zog ebenfalls in die Wohngemeinschaft im Siebenmühlental, Sohn Jesse wuchs inmitten der Studenten-WG auf. Nach und nach verließen die Mitbewohner das Domizil, Familie Huppenbauer blieb und der Familienvater richtete sich sein Büro in den über 600 Jahre alten Räumen ein. "Arbeiten und leben unter einem Dach funktioniert aber nicht auf Dauer", gibt der Architekt zu und ergänzt: "Da verschwindet man nach dem Essen häufig noch schnell, um etwas zu erledigen." Mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Degerloch in seinem ehemaligen Elternhaus. Andererseits wurde das Architekturbüro größer, und so blieb Huppenbauer dem Siebenmühlental treu. Obwohl mitten in der Idylle gelegen, ist der Architekt schnell in Degerloch oder am Stuttgarter Flughafen. "Das ist verrückt, eigentlich liegen wir hier in der Idylle total zentral", betont er.
Auch wenn die Jugend des 62-Jährigen politisch geprägt war, engagierte er sich erst sehr spät in der Lokal-Politik. "Ich ließ mich nie gerne in Schubladen stecken, mir ging es immer um die Sache", berichtet der Fraktionssprecher der Grünen im Degerlocher Bezirksbeirat. Der älteste Sohn engagierte sich einst bei den Grünen, entschied sich dann aber später für ein Studium im Ausland. "Papa, du musst mich dann da vertreten", meinte Sohn Jesse. Gesagt, getan. Und da sich Vater Michael nicht gerne in die Riege der stillen Mitstreiter einreiht, bekam er schnell Verantwortung übertragen. Seit drei Jahren ist er inzwischen im Bezirksbeirat aktiv. Zunächst als stellvertretender Bezirksbeirat, später dann als Sprecher seiner Fraktion. In dieser Funktion hat Huppenbauer mehrfach positiv auf sich aufmerksam gemacht, zum Beispiel durch konstruktive Ideen beim Aldi-Projekt in der Felix-Dahn-Straße.
"Bedingung dafür war, dass alle mithelfen und mir zuarbeiten", erklärt Huppenbauer, der auch im Vorstand des Studio-Theaters in Stuttgart tätig ist. Das funktioniert gut und auch die Arbeit in dem Degerlocher Gremium sagt ihm zu. "Seit ich aktiv bin, merke ich, dass man wirklich was bewegen kann", stellt der Chef-Grüne fest. Allerdings muss der Bezirksbeirat zusammenhalten, Einstimmigkeit macht sich gegenüber der Stadt in positiven Ergebnissen für Degerloch bemerkbar. "Wir sind bockig", beschreibt Huppenbauer die Gemeinschaft mit den Kollegen der anderen Parteien.
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