Blickpunkt
von Felix Reiser
Mann der Unterhaltung
Filmproduzent Wolf Bauer hat in der SWR-Sendung "Leute" über seine alte Heimat und sein Buch "Creative Leadership" gesprochen.Man muss ihn nicht unbedingt kennen, seine Produktionen kennt jeder. Man sieht ihn nicht ständig in den Medien, obwohl er gerade dort eminent viel bewirkt hat. Wolf Bauer (Bild) war langjähriger Chef der UFA, jenem Filmunternehmen in Babelsberg, dessen Produktionen allseits bekannt sind. Babelsberg hin oder her, was Bauers alte Heimat ist, kommt schnell rüber bei seinem Besuch der SWR-Sendung "Leute". Der Mann kennt sich aus in Degerloch, spricht vom Königsträßle und dem Schönberg, wo er einst gewohnt hat.
Anlässlich seines neuen Buches "Creative Leadership" mit Erfahrungen aus drei Jahrzehnten an der Spitze der UFA hat der studierte Publizist und Kunsthistoriker viel zu erzählen über die Arbeit einer der ältesten Filmfirmen in Europa. Bauer führt die Leser hinter die Kulissen von Produktionen wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", "Verbotene Liebe", "Deutschland sucht den Superstar" und einigen anderen. Die UFA hat aber nicht nur "Unterschichten-Fernsehen" produziert, wie Komiker Harald Schmidt Sendungen in Form von Daily Soaps und Telenovelas bezeichnet, sondern ebenso anspruchsvolle Produktionen wie "Die Flucht", "Der Medicus" oder "Charité". Dabei ist Bauer als Chef immer seinem Grundsatz treu geblieben, auf seine persönlichen Bedürfnisse zu hören und diese auf andere zu übertragen.
Der ehemalige Journalist, der eigentlich Architekt und Stadtplaner werden wollte und inzwischen freiberuflich arbeitet, berichtet in beeindruckender Weise von Triumphen und Enttäuschungen des Filmgeschäftes und schicksalhaften Begegnungen mit Persönlichkeiten wie Noah Gordon, James Cameron, Dieter Bohlen oder Catherine Zeta-Jones. "Ein sehr interessantes Buch. Wolf Bauer versteht es wunderbar, die Aufgabe des Produzenten auf den wesentlichen Faktor zu lenken und gleichzeitig einen erhellenden Abriss über die Entwicklung der heutigen UFA zu erzählen", sagt Filmproduzent Oliver Berben, Sohn der Schauspielerin Iris Berben.
Vom Privat-TV-Urknall bis zur digitalen Transformation: 27 Jahre lang hat Bauer für die UFA Stoffe auf verschiedensten Plattformen produziert und damit Mediengeschichte geschrieben. Aber der 1950 geborene Unterhaltungsexperte wirft auch einen Blick in die Zukunft. "Die UFA ist auf digitale Programme vorbereitet", bemerkte Bauer bei "Leute", der außerdem für die Zukunft eine Annäherung linearer TV-Sender und Streamingdiensten voraussagt.
Info:
Creative Leadership, Wolf Bauer, Herbert von Halem Verlag, 2020
168 Seiten, 38 Abildungen, 190 x 120 mm, ISBN 978-3-86962-572-0, 21 Euro
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