Blickpunkt
von Felix Reiser
Politik ist Familiensache
Seine ersten politischen Erfahrungen hat Frank Nopper in Degerloch gemacht. Jetzt will er Nachfolger von OB Fritz Kuhn werden.Die Verabschiedung von Bezirksvorsteherin Brigitte Kunath-Scheffold im Dezember 2019 war ein geeigneter Anlass, um Frank Nopper mal wieder in Degerloch zu begrüßen. Früher ist das öfters der Fall gewesen. Gemeint ist vor allem die Zeit von 1985 bis 1990, als Nopper dem Degerlocher Bezirksbeirat angehörte und nach den Sitzungen öfters im "Gasthaus zum Hirsch" auftauchte. Neben dieser Tätigkeit als Basisausbildung für seine spätere kommunalpolitische Karriere übernahm Nopper auch den Vorsitz der örtlichen CDU-Bezirksgruppe von Stadtrat Klaus Rudolf.
"Er war mein Lehrer auf meinem politischen Weg", sagt Nopper, der sich zu seinen Degerlocher Zeiten auch viel mit der örtlichen Historie auseinandersetzte. Herausgekommen ist dabei das Buch "Liebes altes Degerloch", das er mit seinem einstigen Berufsschullehrer Siegfried Schoch verfasste. "Das Heimatbuch für Degerloch und Sonnenberg", wie es die beiden nannten, kam im Jahr 1985 heraus und war bald vergriffen. Hobby-Autor Nopper war aber auch beruflich auf Kurs. Er durchlief nach seinem Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen verschiedene berufliche Stationen, bevor er im April 2002 überraschend zum Bürgermeister von Backnang gewählt wurde.
Jenseits von Degerloch muss er gute Arbeit geleistet haben, denn die Bürger der Stadt, die für ihr gigantisches Straßenfest bekannt ist, haben Nopper nach acht Jahren mit 86,8 Prozent und weitere acht Jahre später mit 87,1 Prozent wiedergewählt. Ein deutliches Votum! "Du wirst Karriere machen", sagte ihm sein "Lehrer" Klaus Rudolf schon vor langer Zeit. "Die Backnanger sind froh, dass sie ihn haben. Er hat immer Ideen, auch wenn sie manchmal etwas überzogen sind. Ich traue ihm aber zu, dass er im ersten Wahlgang über 50 Prozent der Stuttgarter Stimmen einfahren kann", sagt Rudolf und gibt zu bedenken, dass es ein schwerer Weg wird. "Ein Wahlkampf ist teuer und braucht finanzielle Unterstützung. Die Spenden werden in Corona-Zeiten aber nicht mehr so fließen wie früher", befürchtet der ehemalige Stadtrat.
Dass der Weg auf den Sessel des nächsten Oberbürgermeisters mit der Wahl am 8. November kein leichter sein wird, weiß auch Frank Nopper, der von früheren Weggefährten als bürgernah, menschlich und humorvoll bezeichnet wird. "Die Zeiten sind schwierig, aber es geht um ein großes Ziel. Wir brauchen neuen Schwung und neue Vitalität für und in Stuttgart", sagt Nopper, der Ökonomie und Ökologie "versöhnen will". Zu den Visionen des Vaters von zwei Söhnen gehören zudem eine wirksame Wohnbaupolitik und innovative Verkehrskonzepte. "Und das mit einem echten Stuttgart-Spirit unter dem sich alle Bürger versammeln können. Unsere Stadt hat es verdient, dass sie wieder mehr leuchtet", stellt der 59-Jährige klar, der bei seinen "Zuhörtouren in und für Stuttgart" alle Stadtbezirke besucht hat.
Kommunalpolitik, das liegt im Hause Nopper in den Genen. Bruder Klaus ist seit dem Jahr 2004 Mitglied des Stuttgarter Gemeinderates und wandelt somit wie sein Bruder Frank auf den Spuren von Vater Manfred Nopper (†), der im Jahr 1966 als FDP-Stadtrat gegen den Nachkriegs-OB Arnulf Klett kandidierte. 39,5 Prozent waren zwar ein beachtliches, aber letztendlich nicht erfolgreiches Ergebnis für Nopper senior, der später in die CDU übertrat. Bezüglich der Wahl am 8. November hat sein Sprössling Frank sicher andere Vorstellungen.
Frank Nopper
1961: geboren in Stuttgart
1980: Abitur am Wilhelms-Gymnasium
1983 - 1989: Studium der Rechtswissenschaften
1985 - 1990: Bezirksbeirat in Degerloch
1994: Wahl in die Regionalversammlung
1997: Promotion zum Dr. jur. an der Uni Tübingen
2000 - 2002: Geschäftsführer Schreiner-Innungsverband BW
2002: Wahl zum OB von Backnang
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