Blickpunkt
von Stefanie Bernhardt
Tierisches Vergnügen
Bereits seit 17 Jahren betreiben Bernd und Brigitte Vollmer ihr Pädagogisches Förderinstitut in Degerloch. Dabei spielt Labrador-Hündin Gina eine wichtige Rolle.Das Pädagogische Förderinstitut (PFI) im Berolina-Haus ist kein klassisches Nachhilfeinstitut. Hier betreut man Kinder mit Lese- und Rechtschreib-Schwächen, Legasthenie und Dyskalkulie, aber auch Aufmerksamkeitsstörungen. "Wir behandeln nicht den täglichen Lernstoff", sagt Bernd Vollmer. Gemeinsam geht man an die Ursache. Bei Hündin Gina war schnell klar, dass sie eine Beschäftigung braucht, "sonst macht sie nur Unsinn", sagt der Sozialpädagoge.
So fiel die Entscheidung, mit dem Vierbeiner eine achtmonatige Ausbildung zum Therapie-Begleithund zu machen. Sie besteht aus Theorie- und Praxisblöcken, abgeschlossen wird mit einer Prüfung. Zusätzlich muss ein Projekt durchgeführt und per Video dokumentiert werden. Neben bestimmten antrainierten Fähigkeiten wird beim Hund auch ein Wesenstest durchgeführt. "Für das Projekt habe ich mir eine Gruppe ausgesucht, die richtig schwer zu betreuen war", berichtet Vollmer und erklärt weiter: "Ziel war es, das Arbeitsverhalten der Kinder so zu ändern, dass sie aufnahmebereit sind."
Seither wird am Anfang jeder Unterrichtseinheit eine Geschichte aus Sicht der Hündin, die sich im Raum befindet, vorgelesen. "Ich kann viel besser hören, als Menschen. Aber laute Geräusche tun mir weh", heißt es dann beispielsweise. Das hat dazu geführt, dass die Kinder sich selbst regulieren. "Psst, das tut der Gina weh", ermahnen sich die Kinder dann gegenseitig. Auch im weiteren Ablauf des Unterrichts kommt die Hündin zum Einsatz. Sie bringt Materialien oder wird bei Lernspielen eingesetzt.
„Die Gruppe erkennt man nicht wieder, seit Gina da ist“, weiß der 66-Jährige. Die Hündin kritisiert nicht, und nimmt jedes Kind, wie es ist. Kleine Kunststücke, die sie auf Kommando der Kinder macht, stärken zudem das Selbstbewusstsein. Zukünftig möchte Vollmer diese Arbeit noch ausbauen, beispielsweise autistische Kinder betreuen. "Tiere sind oft ein guter Türöffner", erklärt Vollmer. Und sicherlich gibt es auch in der Arbeit mit traumatisierten Flüchtlingskindern weitere Kundschaft für Gina.
Weitere Infos: www.pfi-lernen.de
Kommentare
Einen Kommentar schreiben