Blickpunkt
von Stephan Hutt
Vereint durch die Krise
Schwere Zeiten durch Corona auch für die Degerlocher Vereine. Kein Sport, keine Veranstaltungen, deutlich weniger Einnahmen. Wir haben uns umgehört.Der Sportbetrieb des tus-fit wurde am 14. März durch behördliche Anordnung untersagt und die Nutzung der Sportstätten auch für private Zwecke verboten. Dies stellt den tus Stuttgart, den größten Degerlocher Verein, mit allen Abteilungen sowie dem Sportkindergarten und der Sportschule vor große Probleme. "Zum einen haben wir enorme laufende Kosten durch angestellte MitarbeiterInnen, Mieten für Sportstätten/Liegenschaften und natürlich anstehende Reparaturen. Auf der anderen Seite verlieren wir Einnahmen, da wir unser Angebot nicht aufrecht erhalten dürfen und uns deshalb einige Mitglieder, teilweise zu Recht, die Beitragszahlung verweigern. Es dürfen aber alle versichert sein, dass von den Vorständen und dem Mitarbeiterteam der Geschäftsstelle sehr viel Zeit investiert wird, um Entscheidungen treffen zu können, die den tus in allen Bereichen bestmöglich durch diese schwere Zeit bringt", sagt der 1. Vorsitzende Thomas Frey, der auch bestätigt, dass für das Fitnessstudio tus-fit keine Beiträge für den April erhoben wurden.
Auch Götz Bräuer, Bezirksbeiratssprecher der CDU und Vorsitzender des Fördervereins Degerloch und dem SV Hoffeld ist derzeit gefordert. "Dem Förderverein entgehen Vermietungseinnahmen der Alten Scheuer von über 15 000 Euro. Bei anderen Vereinen sieht es wahrscheinlich ähnlich aus. Bislang gibt es für die Vereine keine Ausgleichsmöglichkeiten. Das bleibt spannend, denn an der Kostenschraube können wir nur sehr wenig drehen", sagt Bräuer. Beim SV Hoffeld rechnet er durch Ausfälle verschiedener Veranstaltungen und entgangene Einnahmen mit etwa 10 000 Euro, die in der Kasse fehlen. Trotzdem zeigt sich der Verein kulant. "Mit Rüdiger Spahr haben wir einen idealen Vereinswirt, der mittlerweile um die 16 Jahre bei uns ist. Wir haben sehr früh im Vorstand beschlossen, dass wir in den Monaten der Zwangsschließung kulant mit unserem Pächter umgehen", sagt Bräuer.
"Es ist nicht leicht für uns, den persönlichen Kontakt zu unseren Mitgliedern nicht mehr in gewohnter Weise pflegen zu können. Das Helene-Pfleiderer-Haus ist für Besucher geschlossen, Veranstaltungen mussten abgesagt werden, aber wir arbeiten weiter", sagt Eiisabeth Eiche, 1. Vorsitzende beim Degerlocher Frauenkreis. Im Wohncafé in der Schöttlestraße gibt es weiterhin Beratungsangebote, am Helene-Pfleiderer-Haus bietet die Bücherkiste Lesestoff und hinter geschlossenen Türen wird weiter daran gearbeitet, Angebote zu entwickeln, bei denen die Einschränkungen eingehalten werden können. Die Mitgliederversammlung konnte nicht stattfinden und ob das 20-jährige Jubiläum des Helene-Pfleiderer-Hauses im Juni gefeiert werden kann, steht in den Sternen. "Es gibt also sehr viel zu organisieren, aber das Wichtigste ist für uns, den Kontakt zu unseren Mitgliedern, Kursteilnehmern und Kursleitern zu halten", sagt Eiche.
Beim TEC Waldau zeigt man sich solidarisch gegenüber der Pächterin des Vereinslokales. "Wir gehen gerade gemeinsam durch eine schwierige Zeit, in der wir uns gegenseitig helfen müssen und Solidarität das oberste Gebot ist. Unsere Pächterin Anna geht sehr professionell mit der Situation um und versucht, das Beste daraus zu machen. Wir werden eine einvernehmliche Lösung finden, um nach der Krise gemeinsam wieder durchzustarten. Der Club wird ihr ganz sicher entgegenkommen. Hoffen wir, dass es bald wieder losgehen kann", sagt Geschäftsführer Thomas Bürkle, der natürlich auch fehlende Einnahmen aus dem Tennisgeschäft beklagt.
Primär um Veranstaltungen geht es bei der Vereinigung der Weingärtner und Freunde des Schimmelhüttenweges. "Die dynamische Krisenlage macht Planungen und Entscheidungen momentan sehr schwer. Ich persönlich gehe davon aus, dass wir die Schimmelhüttenhocketse am 28. Juni nicht ausrichten können", sagt Thomas Wolfrum, 1. Vorsitzender der Degerlocher Wengerter. Bezüglich der "Wandernden Weinprobe" am Sonntag, den 13. September und den persönlichen Weinfesten am Wochenende des 5. und 6. September ist Wolfrum hoffnungsvoll, dass beide Veranstaltungen stattfinden können.
Wie reagiert man als Verpächter gegenüber seinem Pächter, wie auf fehlende Einnahmen aus Kursangeboten und Platzvermietungen - es ist bei allen Vereinen dasselbe Problem, auch beim TSV 07 Stuttgart. "Absolute Priorität hat die Wiederaufnahme der Gastronomie. Dafür stehen sämtliche Kosten für den Sportbetrieb zurück, denn ohne Lokal - kein Pokal. Wir haben uns auf einen Anteil für die Mietwohnung verständigt, der Pächter trägt weiterhin seine Energiekosten. Alles weitere wird die Zukunft zeigen," sagt Thomas Krohmer vom Vorstand des Vereins. Für Frank Rörich, den Pächter des Kickers-Clubrestaurants, läuft es nicht so entgegenkommend. Verpächter ist nämlich nicht der Verein, wie bei den anderen Waldauclubs, sondern die Stadt. Sie hat angekündigt, ihre Pachtforderung bis auf weiteres aussetzen und vorläufig zu stunden.
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