Blickpunkt
von Felix Reiser
Wahlkreisnähe nicht gefragt
Drei Legislaturperioden hat Stefan Kaufmann für die CDU den Wahlkreis Stuttgart I mit den Fildervororten im Bundestag vertreten. Eine vierte Amtszeit haben ihm die Wähler versagt.Als Stefan Kaufmann als ehemaliger Sillenbucher Bezirksbeirat im Jahr 2009 erstmals für den Bundestag kandidierte, hat er mit Cem Özdemir von den Grünen seinen wichtigsten Kontrahenten deutlich hinter sich gelassen. In den Jahren 2013 und 2017 ist ihm der in Bad Urach aufgewachsene Politiker allerdings immer näher gerückt, bis er am 26. September den Spieß komplett umdrehte: 40 Prozent für Özdemir, 23,4 Prozent für Kaufmann - deutlicher, aber auch überraschender kann eine Niederlage kaum sein.
Unabhängig vom Bundestrend und dem Kanzlerkandidaten der CDU zeigt das Ergebnis aber auch, dass Kaufmanns Nähe und Engagement in seinem Wahlkreis, zu dem auch Degerloch gehört, nicht honoriert wurde. "Der Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern ist mir sehr wichtig und bereichert meine Arbeit", hat der 52-Jährige immer gesagt - und auch umgesetzt. Ob lokale Einzelhändler, größere Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Vereine, oder Veranstalter - Kaufmann war in seinem Wahlkreis präsent, wenn er gerufen oder um Rat und Hilfe gebeten wurde.
In verschiedenen Bereichen wie Denkmalschutz, Kultur, Infrastruktur, Kinderbetreuung, Elektromobilität, Bildung und Forschung hat er dazu beigetragen, dass erhebliche Bundesgelder nach Stuttgart geflossen sind. Da Kaufmann auch über die baden-württembergische Landesliste nicht in den nächsten Bundestag einziehen wird, bleibt der Wahlkreis mit Cem Özdemir nun einem verdienten Politikprofi überlassen, dessen zukünftige Aufgaben von der zu bildenden Regierung abhängen. In Anbetracht des Wahlergebnisses vom 26. September haben wir Stefan Kaufmann einige Fragen gestellt, mit der Bitte um kurze Antworten.
degerloch.info: Herr Kaufmann, wie lautet Ihr Fazit zur Bundestagswahl?
Kaufmann: Die klare Wahlniederlage der Union sollten wir anerkennen und keinen Anspruch auf die Führung der nächsten Bundesregierung erheben.
degerloch.info: Wie enttäuscht sind Sie mit dem Ergebnis ihrer Partei, aber auch in Bezug auf Ihr eigenes Abschneiden?
Kaufmann: Beides enttäuscht natürlich sehr.
degerloch.info: Annalena Baerbock hat am Wahlabend spontan persönliche Fehler, aber auch Defizite ihrer Partei angesprochen. Welche Fehler hat Ihre Partei bezüglich des Wahlergebnisses gemacht?
Kaufmann: Beim Aufstellen des Kanzlerkandidaten hätte der CDU-Bundesvorstand die Parteibasis einbeziehen müssen.
degerloch.info: Wie beurteilen Sie Ihr eigenes Abschneiden im Wahlkreis Stuttgart I, den Sie bisher klar beherrscht haben, und was sind die Gründe für den Stimmenverlust in Ihrem Wahlkreis?
Kaufmann: Der Verlust des Direktmandats war in dem großstädtischen Wahlkreis bei diesem Bundestrend leider zu erwarten, wir haben nahezu alle Wahlkreise in den großen Städten verloren.
degerloch.info: Sie waren in Ihrem Wahlkreis immer sehr präsent und engagiert, werden aber nach drei Legislaturperioden dem Bundestag nicht mehr angehören. Wie sieht Ihre Planung für die Zukunft aus?
Kaufmann: Über meine Zukunftsplanungen werde ich mir zeitnah in Ruhe Gedanken machen.
degerloch.info: Und ein letztes Wort an Ihre Wähler im Wahlkreis Stuttgart I ...
Kaufmann: Ganz herzlichen Dank, dass Sie mich trotz des schlechten Bundestrends gewählt haben.
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