Blickpunkt
von Felix Reiser
Zweifaches Jubiläum
Vor 20 Jahren wurden zwei für Degerloch wichtige Projekte eingeweiht: Das Helene-Pfleiderer-Haus und der Agnes-Kneher-Platz.Durch ihre finanzielle Unterstützung ermöglichte die Helene-Pfleiderer-Stiftung das nach der Degerlocher Gönnerin benannte Gebäude im Ortszentrum als neue Heimat des Degerlocher Frauenkreises. Die Einweihung im Jahr 2000 war ein Meilenstein für den Verein, der einst von Agnes Kneher (Bild li.) gegründet wurde. Dass der Platz vor dem Gebäude nach ihr benannt wurde, ist auch Rita Handge (Bild re.) zu verdanken, die eine der Nachfolgerinnen von Agnes Kneher war.
degerloch.info: Frau Handge, der Degerlocher Frauenkreis, den Sie von 1993 bis 2004 geleitet haben, feiert "20 Jahre Helene-Pfleiderer-Haus". Vor 20 Jahren wurde auch der Platz vor dem Haus nach der Gründerin Agnes Kneher benannt. Sie waren daran nicht unbeteiligt.
Handge: Mir war es ein großes Anliegen, die Erinnerung an Agnes Kneher in Degerloch wachzuhalten, sie hat den Stadtteil in der Nachkriegszeit maßgeblich mitgestaltet.
degerloch.info: Wie kam es zu der Idee, den Platz nach Agnes Kneher zu benennen?
Handge: Was heute ganz selbstverständlich zu Degerloch gehört, geht auf Initiativen von Agnes Kneher zurück - Schulen, Senioreneinrichtungen, das Naherholungsgebiet "Oberer Wald", der Wochenmarkt und der Degerlocher Frauenkreis mit seinen vielfältigen Angeboten für alte und junge Menschen. Das alles ist es doch wert, einen zentralen Platz in Degerloch dem Andenken dieser Frau zu widmen.
degerloch.info: Kannten Sie Agnes Kneher persönlich?
Handge: Leider habe ich sie nicht erlebt, sie starb im Jahr 1961. Bei meinen Recherchen zum 50-jährigen Bestehen des Degerlocher Frauenkreises habe ich zahlreiche Briefe, Zeitungsberichte und Dokumente aus ihrer Zeit gelesen und mit vielen Menschen gesprochen, die sie gut gekannt haben. So wurde sie mir sehr vertraut.
degerloch.info: Was war sie für eine Frau? Beschreiben Sie uns kurz die Person Agnes Kneher.
Handge: Die Überlieferungen sind so anschaulich und lebendig und zeigen uns das Bild einer Frau mit Herz und Verstand. Zupackend, wenn sie zum Beispiel von Haus zu Haus ging, um Mitglieder für den Frauenkreis zu werben. Energisch, wenn sie mit ihren Frauen direkt zum Oberbürgermeister ins Rathaus ging, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Ideenreich und einfühlsam, wenn es darum ging, Notwendigkeiten zu erkennen und durchzusetzen. Weitsichtig in der Aktualität und Vielzahl der Themen und Projekte.
degerloch.info: Müsste der Platz nicht schon zu Ehren dieser Frau verschönert werden?
Handge: Alles, was Agnes Kneher plante und durchführte, galt dem Wohle ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Und diese haben einen ansprechenden, bürgerfreundlichen Platz als Treffpunkt zum Verweilen und zum Feiern verdient.
degerloch.info: "20 Jahre Helene-Pfleiderer-Haus" und "20 Jahre Agnes-Kneher-Platz" - eigentlich müsste das richtig gefeiert werden.
Handge: Die verordnete Distanz als Folge der Corona-Pandemie hat unseren Alltag und die Festtage sehr verändert und lässt Vieles nicht zu. Die Lust am Feiern und die Würdigung unserer tüchtigen Frauen, damals und heute, sind davon nicht betroffen. Auf sie blicken wir mit Stolz und Dankbarkeit.
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